Montag, 29. Oktober 2012

Reines KALkül

Die hatten schon recht mit ihren Spinnstuben. Mit ihren öffentlichen Räumen, in denen sich alle getroffen haben, um sich dort handwerklich oder handarbeitend zu beschäftigen.

In Gesellschaft geht alles schneller, man wird angespornt von dem, was die anderen so machen, man kommt auf neue Ideen und man erfährt nicht zuletzt die neuesten Nachrichten.



Spinnstube_3.jpg


Bildquelle: In der Spinnstube. Holzschnitt.

Außerdem ist immer jemand da, der etwas besser kann oder anders macht oder einen Trick hat, den man so noch nie gesehen hat.

Aus keinem anderen Grund als diesem habe ich mich für meinen Strickkurs an der VHS angemeldet (wie bereits berichtet). Und was soll ich sagen...

Da sitzt man also, strickt an seinen Socken so vor sich hin und lernt unter professioneller Aufsicht, wie man einen provisorischen Maschenanschlag über einen Faden macht.

Nicht übel.

Auch wenn ich Tina Hees durchaus Recht gebe, vieles lerne ich auch aus Büchern, aber es ist doch etwas anderes, wenn einem jemand kurz zeigt, wie der Faden zu halten ist bzw. kurz verknotet werden sollte, damit sich nichts auflöst.

Alles steht eben doch nicht in den Büchern.

Besser ist allerdings, wenn man sich zurücklehnt und einfach zuhört. Wenn mein Strickguru, der den Kurs leitet, von ihren Erlebnissen als Fortbilderin von Wollgeschäftsinhabern oder bei großen Garnfirmen erzählt.

Spannend! Spannend auch ihre Vorahnungen oder hunches: die einfache Frage, warum Lana Grossa, das es lange nur exklusiv gab, heute so massenhaft im Versandhandel erhältlich ist. Oder warum 
Läden, die Lana Grossa führen, auch Wolle anderer Anbieter im Angebot haben (in diesem Fall u.a. Noro und Debbie Bliss) dürfen. Früher sei das jedenfalls nicht möglich gewesen! Das hätte die exklusive Firma zu verhindern gewusst!

Ich, typisch naiv, dachte noch, das sei doch gut. Sie dagegen meint, das sei ein schlechtes Zeichen.

Klar ist mir nur eins: ich bin jedenfalls kein Strickguru und schon gar nicht lange im (professionellen) Geschäft.

Dann die Sache mit Opal Wolle. Opal spendet für den Regenwald. Aber Opal stellt für Einsätze etwa auf der Kölner (Profi-)Messe auch nur Spendenquittungen aus, und bezahlt nicht mit Schecks! Spannend!

Also da sieht man die Welt doch gleich mit anderen Augen.

Die andere Seite ist natürlich das Handwerk an sich. Dieses Jahr bin ich bei ein paar KALs auf Ravelry eingestiegen, z.B. diesem hier und muss sagen:

Ich bin total begeistert.

Wie das anspornt, wenn man nicht allein mit seinen Nadeln kämpft, sondern wenn man live miterleben kann, welche tollen Ideen die anderen haben. Hätte ich nicht gedacht.

Hätte auch nicht gedacht, welchen Spaß es macht innerhalb einer ganz eng gesteckten Vorgabe (Farbe rot, selbstmusternde Sockenwolle) zu versuchen kreativ zu sein.

Mache bei den Sock Knitters Anonymous mit und habe zwei Paar Socken schon fertig gestrickt:

Oktober:




September:




Der notorische Neuanschlager und In-den-Winterschlaf-Schicker von Projekten, vor allem, wenn sie das Stadium des zweiten Sockens erreicht haben, hat tatsächlich zwei paar Socken innerhalb der zugestandenen Zeitspanne von jeweils vier Wochen angeschlagen und abgekettet (bzw. profimäßig mit Maschenstich verbunden).

Unglaublich. Ich kenne mich selbst nicht wieder.

Für den Märchensocken-KAL bin ich grade dabei ein paar Kindersocken zu stricken (mit Gesticke!):



Wie das werden soll, weiß ich noch gar nicht, aber dass ich es fertig bekomme, das weiß ich!


Es lebe das Internet. Meine persönliche Spinnstube. Mein Ansporn. Mein Ideenpool.

Und niemand muss sich um den Platz am warmen Ofen streiten!




1 Kommentar:

  1. *Unterschreibt* Jau. Und weisste was: Ich hab neulich überlegt, mir Skype anzuschaffen (nee, habbich noch nich..) nur um in der Lage zu sein, per Skype die Leutchen bei einem - noch zu organisierenden- virtuellen Stricktreffen - auch sehen zu können. In diesem Sinne: Es lebe das Internet!

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