Dienstag, 8. Januar 2013

Nur nicht so kleinlich

Heute ist wieder Dienstag. Question time!




Dienstag ist Wollschaftag.


Die verstrickte Dienstagsfrage 2/2013

8JAN
Welches war das missratenste Strickstück, das Du je angefertigt hast? 
Was machte es so schrecklich? Was hast Du letztlich damit gemacht?
Vielen Dank an Kerstin für die heutige Frage!

Wenn ich darüber nachdenke, dann muss ich feststellen, dass ich mich gar nicht so leicht auf 'ein' Strickstück festlegen kann. 'Ein' missratenes? Na, schön wär's.

Das wäre ja mal eine Idee: ein einziges Projekt, an dem man alle Fehler auf einmal macht und dann sozusagen von allem befreit nur noch perfekte Stricksachen produziert. Das müsste man dann zwangsweise in den Handarbeitsunterricht integrieren, denn geteiltes Leid ist halbes Leid und dann wäre man für immer und ewig ein perfekter Stricker. Cool.

Leider, leider hat das jedenfalls bei mir schon mal nicht geklappt. Daher: mit einem kann ich mich nicht begnügen. Da fallen mir gleich ein paar Alpträume ein, die mich in meinen Strickjahren begleitet haben.

Da wäre der Farbengraus:

Ein Projekt aus zwei Farben, die absolut nicht zusammenpassen: helles Orange und Türkis. 

Zudem in einer Junghansqualität aus längst vergangenen Tagen (ich hab in meiner Schulzeit daran herumgestrickt): Fidelio von Junghans-Wolle, 50% Polyacryl und 50% Viskose.
Ich hatte damals versucht, die Jacquard-Technik zu lernen und hab tatsächlich mit diesen Farben begonnen einen Argyle-Pullover zu stricken, weil ich so begeistert von diesem Buch gewesen war. Was für ein Wahnsinn!

Dabei war mir schon damals klar, dass ich den Pulli nie würde tragen können, die Farben waren einfach zu grauslig. Aber: ich hab es mehr als Therapie oder Lernphase betrachtet. Bis zur Hälfte des Rückenteils hab ich durchgehalten. Dann kam das Ganze in die Tüte und ich hab es tatsächlich erst kürzlich wieder gefunden und sofort!!! aufgetrennt.

Dann hab ich eine Maschenprobe mit doppeltem Faden gestrickt und jetzt stehen die beiden Farben auf meiner Tapetenrolle für zwei Sommerjackerl für die Damen.



Das mit dem doppelten Faden ist natürlich ein Trick, mit diesen Wollbergen schneller fertig zu werden. Eh klar. (was war nur mit uns los in den 80ern??)

Zum Zweiten präsentiere ich meinen persönlichen Batman:

Von wegen Retter von Gotham City. Das hier war eher mein Meisterstück des missratenen Pullovers. Ich weiß gar nicht, wo es hinverschwunden ist, da wäre ein Foto ja noch besonders lustig. Wahrscheinlich bei einem Umzug klammheimlich entsorgt worden. Na, schade ist es nicht drum.

Erstens war die Farbe ein totaler Fehlgriff: Beige! Die schlimmste Farbe überhaupt, die mich krank, müde und picklig aussehen lässt. Der Pulli selbst: furchtbar weit angelegt (auch so ein 80er Relikt). Aber es sollte ja bequem sein und ich hab auch tapfer durchgehalten. Dann die Ärmel:

Da war mir noch ein Tipp einer Superstrickerin aus der Schulzeit im Ohr: "Ich nehme einfach alle vier Reihen seitlich je eine zu. Das passt dann."

Ja, von wegen! Das wurden Fledermausflügel. Die Ärmel wurden weiter und weiter und ich hab weiter- und weitergestrickt bis ich zwei Dreiecke zu spannen hatte.

Und dann: hab ich diese Dreiecke auch noch gefaltet und gequetscht und in die Armlöcher hineingenäht. Wie verblendet muss man denn sein, dass man nicht merkt, dass hier irgendetwas schiefgelaufen ist? Dabei hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon dieses Buch in meinem Regal stehen. Hätte ich da mal bloß hineingeschaut!

Abhilfe konnte dann zum Glück das Junghansforum schaffen.  Ich spreche einer mir unbekannten Strickerin hiermit noch einmal ausdrücklich meinen Dank aus, dass sie mir so freundlich das lebenswichtige Thema der Maschenprobe richtig erklärt hat.

Später habe ich dann in diesem Stitch'n'Bitch Buch eine magische Formel für das Errechnen der richtigen Zunahmen gefunden und kehre immer dahin zurück, wenn ich mal wieder vor diesem Problem stehe.

Schließlich wäre da noch das Bändchengequetsche:

Da hatte ich mir einen Schal in dem (damals) furchtbar aktuellen Bändchengarn eingebildet. Quergestrickt. Tapfer habe ich dann auch hunderte Maschen hin- und hergeschoben, bis ich endlich gemerkt habe, dass sich das Bändchen gar nicht hübsch umeinanderschlingt, sondern stattdessen einfach fest zusammengedrückt da liegt und überhaupt nicht mehr hübsch und fluffig, sondern vielmehr verwaschen und irgendwie 'alt' aussieht. 

Also mutig: aufgetrennt.

Mittlerweile hab ich endlich dieses tolle Video gefunden und hoffe, dass ich demnächst (seien wir ehrlich: in den nächsten fünf Jahren vielleicht) eine bessere Verwendung für meine traurigen Knäuel finde.



So eine Beichtstunde am Dienstag hat ja direkt einen reinigenden Effekt.

Mir fallen nur noch ein paar kleinere Probleme ein:

ein bretthartes Pullivorderteil, weil ich das Zopfmuster mit einer zu kleinen Nadel gestrickt hatte (zum Glück ein Kinderpulli!).

Ein Rügenwalder-Pullover, weil sich der versprochene 'anschmiegsame' Effekt des Rippenmusters in echt ein bisschen anders als versprochen darstellte.

Und ein Paar Socken, bei dem ich übersehen hatte, dass ein Zopfmuster die Socken deutlich verkleinert, man daher auch am Anfang mehr Maschen aufnehmen muss.

Aber das sind Kleinigkeiten.

Jetzt gilt der alte Spruch: Aus Fehlern lernen oder wie Beckett es so perfekt gesagt hat:

Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.

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