Dienstag, 10. September 2013

Kapitel 65 - in dem es um das Häkeln gehen soll

Heute ist das Wollschaf mal wieder dran und zwar mit einer Frage zum Thema Häkeln.

10SEP
In letzter Zeit hat das Häkeln wieder an Bedeutung gewonnen. Man sieht viele Häkelanleitungen online und in Zeitschriften.
Hast Du in der letzten Zeit gehäkelt? Wenn ja, was?
Häkelst Du gern, magst Du vielleicht sogar noch lieber als Stricken?
Weshalb, oder weshalb nicht?
Vielen Dank an Kerstin für die heutige Frage!
Nun soll es ja eine tiefe Kluft zwischen den Häklern und den Strickern geben.
"Strickerinnen und Häklerinnen rivalisieren wie die Sharks und die Jets der West Side Story"
schreibt schon Debbie Stoller in der Einleitung zu ihrem Häkelbuch. Und meine bescheidenen Erfahrungswerte zu diesem Thema gehen zumindest in die gleiche Richtung.

Da ist zum einen die Haltung: 'Gehäkeltes Zeug gefällt mir irgendwie nicht', der ich auch ein wenig anhänge.

Es gibt nur wenig Häkelmuster, die mich in der Fläche überzeugen können, deren Struktur ich wirklich toll finde.
Dagegen gefällt mir das, was zwei Stricknadeln aus Garn machen können, fast immer sehr gut. Das liegt natürlich auch an einer heimlichen Vorliebe für 'glatt rechts', der schon Tina aus Hamburg ausführlich nachgegeben hat. Das sieht einfach großartig und sauber aus. (obwohl es natürlich, zugegebenermaßen, recht langweilig ist zu stricken...)
Aber man sieht eben dadurch die Garnstruktur besonders gut und das ist es doch, was ich meistens möchte.
Abgesehen natürlich vom Understatement, das für Stricksachen unabdingbar ist. Ich bin dann doch nicht so ganz der auffällige Bommel- und Fransentyp. Zumindest nicht bei Kleidungsstücken.

Womit wir mal wieder bei den Socken wären. Denn da kann man sich natürlich auch deshalb mustertechnisch so austoben, weil die Socken eben kaum einer sieht.

Da ist aber zum anderen mein Hauptproblem mit dem Häkeln: ich kann es schlicht und einfach nicht gescheit!

Völlig aus der Bahn geworfen hat mich dabei kürzlich eine Kindergartenmutter, die beiläufig erzählt hat, sie könne blind häkeln. Blind!!! Unvorstellbar

Bei glatt rechts gestrickt ist das ja (mit großer Geschwindigkeitsrücksgangstoleranz) noch einigermaßen möglich, aber beim Häkeln???

Häkeln macht mir ja schon beim Hinsehen Probleme. Dabei mangelt es nicht an gutem Willen. Meine Häkelbibliothek umfasst mittlerweile ein halbes Regalbrett und hat unter seinen Reihen Klassiker wie 


oder 



Gleichwohl, es gestaltet sich schwierig. Sogar die vermeintlich so einfachen Boshi-Mützen sind für mich Bücher mit sieben Siegeln.

Anschlagen, Ok. Häkelmaschen, Ok. Aber wie, verflixt nochmal, zählt man die Maschen beim Häkeln?
Oder: wo genau sticht man bei einer Luftmasche ein? Oben ein Faden, unten zwei oder andersherum?

Daraus resultieren dann Mützen, die nur an einer Stelle breiter werden oder die nach der veranschlagten Reihenzahl sehr viel mehr oder sehr viel weniger Reihen aufweisen als bisher.

Hinzu kommen die Häkelschriften! Meistens grauenhaft. Viel zu klein, viel zu unübersichtlich. Wo genau geht die neue Runde los? Hilfe!

Wenigstens lassen sich Häkelarbeiten viel leichter auftrennen als Stricksachen. Schwacher Trost, aber immerhin.

Das Ergebnis ist also, dass ich wirklich gerne Häkeln können würde, es aber noch an meinen Fähigkeiten mangelt, und zwar so sehr, dass ich immer gequält lächeln muss, wenn ich wieder irgendwo lesen muss, wie viel 'leichter' Häkeln sei, wenn man es mit dem Stricken vergleicht. Leichter? Ha!

Dabei kann ich durchaus Gehäkeltes produzieren, manchmal gefällt es mir sogar, aber es hat (fast) nie mit dem etwas zu tun, was bei der Anleitung abgebildet ist.

Das heißt also, ich verwende das Häkeln. Als Ergänzung, als Schmuck, als Abschluss, z.B. hier:



Da sitzen oben an der Stulpe ein paar Reihen Häkelmaschen, einfach weil man damit die Perlen so hübsch in einer Reihe anbringen kann und weil ich ein großer Fan von Picot-Kanten bin.

Oder hier:



Kaum zu sehen, ich weiß, aber rechts unten ist die Ärmelkante zu erahnen, mit einer gehäkelten Welle.

Natürlich hab ich das Häkeln auch schon bei den Socken eingesetzt. Nicht als Häkelsocken (Textilstrukturproblem, s.o.), aber als Einsatz.

Das war ein Versuch mit etwas Restwolle, ist aber gar nicht so schlecht geworden, wie ich finde. (Themasocken zum Märchen: Die drei Spinnerinnen)
Allerdings weiß ich nicht, ob ich das nochmal mache: zu viele Fäden zu vernähen!!!



Socken von einer der Damen fürs Foto getragen,
daher so locker am Bein.


Fazit: ich mag Häkeln, mag die Bewegung der Nadel, aber ich mag nicht immer, wie das Gehäkelte aussieht. Bisher führte das Häkeln daher nur ein Schattendasein bei mir, und ich kann es auch noch zu wenig.

Aber: wenn ein Modell daherkommt (was ich sehr hoffe), das mir so gefällt, dass ich es unbedingt haben will, dann lerne ich auch das Häkeln. Bestimmt.

Denn von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen zwei verschiedenen Lagern von Nadelfreunden so wie in der West Side Story halte ich ja schon mal gar nichts!

Freunde der Wolle, vereinigt euch!

1 Kommentar:

  1. Du sprichst mir aus der Seele! (und hast es viel schoener (und ausfuehrlicher geschrieben, als ich es je koennte)

    Ich wuerd' ja auch gerne besser haekeln koennen, aber mangels Zeit bleibt's beim Stricken....

    AntwortenLöschen