Mittwoch, 25. Juni 2014

Kapitel 96 - im Kleiderrausch

Das kommt halt davon, wenn man immer mal wieder in der ortsansässigen Bibliothek im Handarbeitsregal kramt. Da wurde neulich umgeräumt und alles an einen anderen Ort verlegt und außerdem wurden viele neue Bücher in den Bestand aufgenommen.

Und da passiert es eben, dass man über dieses Buch stolpert:



Flugs ausgeliehen - man hat ja schließlich zwei durchaus eifrige Puppenmamas zu Hause.

Na gut, nicht direkt Puppenmamas, aber doch Mamas.

Das sind die beiden Kinder, die umsorgt werden wollen: ein Schaf und ein Schwein - bereits stricktechnisch von mir versorgt mit dem berühmten Baby Surprise Jacket. In dünnerem Garn gestrickt, passt es ganz problemlos auch solch kleinen Empfängern:



Jetzt hat aber natürlich das Durchblättern des vorliegenden Buches neue Begehrlichkeiten geweckt: "Ach Mama, das sieht alles so niedlich aus!"
Wohl wahr!

Am niedlichsten war offensichtlich ein Prinzessinnenkleid und das muss natürlich SO-FORT für das Schaf gestrickt werden. Und das passende Prinzenkostüm sofort danach für das Schwein. Denn "natürlich" ist das Schweinchen ein Prinz, "was hast du denn gedacht, Mama?"

Na, dann mal ran an meine Wollvorratskiste. Zum Glück hab ich gerade eine Riesenmenge an buntem Garn übrig von meinen diversen Deckenprojekten - und zwar in diesem wunderbar bunten und wunderbar günstigen, strapazierfähigen 'Marken-Acryl' (O-Ton des Anbieters - würde ja gern mal wissen, was das ist ;-)).

Vier Farben werden benötigt, und die werden mit Begeisterung ausgesucht.

Diese Begeisterung ist ein wenig einseitig muss ich zugeben, aber was soll's. Noch sind wir in der 'Hauptsache bunt'-Phase.

Die Anleitung ist knapp gefasst und ohne Schemazeichnung, aber frisch drauflos. Das ideale Gestricksel für die ersten Gruppenspiele der WM.

Schon bald tut sich was in meiner Projekttasche:



Das Kleidchen wird in Teilen gestrickt und später zusammengenäht. Da erlebe ich dann dasselbe, was ich durchaus schon von großen Pullovern kenne (na gut, in der letzten Zeit weniger, hüstel, hüstel, aber ich erinnere mich an früher!): das Stricken geht schnell, das Zusammennähen...ach ja....

Aber gut, so schwer kann's nicht sein - die fragliche Prinzessin ist ja auch nicht so groß!

Einen Nachmittag hingesetzt - mit Wollnadel, mit Schere, mit Knopfschatulle und mit Silber- bzw.  Goldgarn:


Und los geht's:
Die Einfassungen werden silbern umhäkelt:



Ein Knopf wird vorne aufgenäht:


Ein paar Knöpfe werden hinten aufgenäht:


Schließlich alle Fäden vernäht und die Enden abgeschnipselt.


Dann wird alles dem hauseigenen Kritikteam vorgestellt und muss natürlich gebührend bewundert werden. Die Rüschenkante:



 Die Vorderseite:

Die Rückseite:


 Prinzessinnen-Mama ist zufrieden. Zum Glück!

Die Anleitung war auch ordentlich, nur mit dem Lace-Muster des Überrocks bin ich nicht gleich zurecht gekommen (der erste - etwas verrutschte Mustersatz wird hier zum Glück von der Häkelkante verdeckt). Aber das Thema "Ohne Zählmuster, stattdessen Wort-für-Wort-Anleitung" wurde ja schon ausgiebig in diesem Medium diskutiert. Da muss die Anleitung schon 1a sein, damit das aufs erste Mal funktioniert, finde ich (oder, ok, ich geb's zu, die Strickerin muss eben versierter sein als ich).

Jetzt geht es also gleich ran an den Prinzen.

Farben ausgesucht für ein Hemd, eine Weste, ein Cape, eine Hose und einen Hut (jawohl!). Ein Hanfgarn muss ich mir noch besorgen, das wird mit dem Anthrazit für den Hut verstrickt, damit man ihn hinkrempeln kann. Darauf bin ich schon gespannt!



Die Farbauswahl ist deutlich konservativer, wie man sieht (und folgt damit dem Vorschlag im Buch - der die obige Prinzessin übrigens komplett in rosa und lila gezeigt hat) - aber das wäre ja auch nur halb so spaßig, wenn beide Damen gleich wären.

Mehr Gruppenspiele in der WM bedeutet mehr Strickzeit und der Anstrick ist schon erfolgt:



Aber vier Anleitungen für das gesamte Prinzenkostüm auf einer DinA4-Seite? Wir werden sehen!

Und eh klar: weitere Kleider sind bestellt. Wir sind im Rausch, ich sag's ja ;-)

Donnerstag, 12. Juni 2014

Kapitel 95 - in dem es endlich, endlich Zeit wird

Das Problem mit den vielen Projektideen ist ja, dass man manchmal von der Zeit eingeholt wird. Ohne dass man's merkt. 
Genau das ist mir heuer mit dem Frühling passiert.

Zuerst hab ich immer auf den Winter gewartet, auf's Schneeräumen und auf's Radlfahren im Schnee und auf's Hinfallen in denselben. Der kam aber nicht, sondern stattdessen kam einfach der Frühling - ganz plötzlich. Mai, Sonne, Flieder - das ganze Programm. Und ich war gar nicht vorbereitet. (Vom plötzlichen Sommereinbruch wollen wir hier gar nicht reden. Von jetzt auf gleich 35°C - was ist denn da los?)

Daher kommt's auch, dass mich beim Heimkommen von der Arbeit immer noch dieser trost- und sinnlose Anblick erwartet:




Genau. Ein Türkranz mit einem kleinen Schneemann! Ein Schneemann und das ausgerechnet in diesem Nicht-Winter-Jahr!




Tja, kleiner Freund, das war wohl nichts.

Und ich muss dringend Abhilfe schaffen!

Zuerst also zum Bastelladen. Ein halber Styropor-Kranz kostet genau €2.40 - das geht doch.



Jetzt noch ein bisschen in der Restekiste gewühlt und alles Grün aus den Decken-Überbleibseln herausgekramt.



Da war doch noch was? Ach ja, ich hatte doch noch ein dunkles Grün irgendwo. Gefunden und für gut befunden. 
Petrol, hellgrün, maigrün und tannengrün - sieht hübsch aus.


Die Idee hab ich von einem Projekt geklaut, das sich wiederum unter anderem hier bedient hat. Es ist nämlich eigentlich ganz einfach.
Man häkle einen Schal mit verschiedenen Streifen.

 Ich hab natürlich mal wieder nicht aufgepasst, und Stäbchen statt halber Stäbchen gehäkelt - das Ganze wird also zu durchsichtig - aber egal.
Außerdem kann ich offensichtlich keine Stäbchen mehr häkeln, denn ich hatte meinen Amish-Moment schon ziemlich am Anfang. Aber gut - dafür ist er ja da:



Dieser menschliche und falsche Stich vom Petrol ins Maigrün wird mich also ständig daran erinnern, dass ich ein Mensch bin und daher zu Murks fähig bin.



Der Schal wird so lange gehäkelt, bis er einmal um den Ring herumpasst, und zwar gerade so, nicht zu locker. Dann geht's los. Nähnadel raus und einfach zusticheln auf der Rückseite. Der Schal legt sich dann von selbst ganz locker um den Ring und das Beste ist: alle Enden werden einfach mit eingenäht. Gerade hingelegt und eingenäht - fertig!

Und jetzt geht es ans Dekorieren. Was könnte ich Besseres finden für den Frühling als Erdbeeren? Das Muster hat sich gleichfalls von selbst ergeben, das ist gar nicht so schwer, aber man kann sich auch hier oder hier Anregungen holen.


Mit meinen ersten Versuchen bin ich gar nicht so unzufrieden und auf die Blätter bin ich sogar besonders stolz, weil sie direkt drangehäkelt werden und nicht erst extra angenäht werden müssen. Da hat offensichtlich die Effizienz des Rings schon abgefärbt.  


Sehen sie nicht zum Anbeißen aus?


Jetzt fehlen nur noch die Ranken und die weißen Blüten und die vielen, vielen anderen Erdbeeren und dann geht's ans Dekorieren!

Für die Ranken versuche ich mich an der Maiglöckchen-Anleitung aus diesem Buch:



Ein bisschen verändert - dabei vor allem die Blüte ein wenig größer gemacht, ist das eine wirklich hübsche Anleitung für mein weißes Garn.




Ein paar Blätter und Rosen zu häkeln versucht nach einer Anleitung aus diesem Büchlein:



Beide Anleitungen sind superleicht nachzuarbeiten - vor allem die Rose hat es mir angetan. Total clever, und man kann sie sozusagen selbst zusammenstellen. Beim Blatt hab ich mich ein wenig ungeschickt angestellt - ich bin mit der angegebenen Luftmaschenzahl nicht zurecht gekommen und hab ein paar eher schiefe Blätter produziert:


Aber ich hab beschlossen, dass das egal ist.

Die Garne sind superleuchtend: rot, grün und braun sind ein Microfasergarn von Wolle Rödel, weiß ein Baumwollgarn von Lana Grossa. Häkelnadel 2,5mm, damit alles schön fest wird.

Nach ein paar weiteren Abenden sieht die Sache schon besser aus, und ich habe also Folgendes zur Verfügung:

7 Erdbeeren:



9 Maiglöckchen:



3 Rosen:



6 Blätter:



1 kleine Maus:



und einen etwas verschrumpelten Ast:



Die Mädels sind begeistert dabei und streiten sich auch (fast) gar nicht. Zum Glück hab ich vier verschiedene Bereiche für den Kranz vorbereitet - jede kriegt also genau die Hälfte ab!



Kranz ist fertig. Stoffschnur dran und nochmal kurz bewundert ("Mama, gell, wir machen jetzt für jede Jahreszeit einen!")



Und ab an die Tür:



Das Wichtigste aber ist, dass ich den Damen wieder und wieder versichere, dass es diesen Kranz nur einmal auf der ganzen Welt gibt! Damit sie merken, dass Handarbeiten wirklich toll ist.

Dienstag, 10. Juni 2014

Kapitel 94 - in dem es um meine Blog-Lesevorlieben geht

Das Wollschaf, so scheint es, hat Sommerpause und hat sich daher für eine Frage aus dem Archiv entschieden. Lange zurückliegend, aber längst nicht so unspannend, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.


Die verstrickte Dienstagsfrage 24/2014

Aus dem Archiv vom 07.06.2005:
Heute sind wir mal alle Wollschafe:
Gibt es etwas, was du von den Strickbloggern wissen möchtest?


Na, dann mal los:
Ich will von den Strickbloggern natürlich alles wissen, das ist ja klar! ;-)

Das geht beim Stricken los.
Ich lese gerne was gestrickt wird und warum es gestrickt wird und für wen es gestrickt wird.
Woher die Ideen sind, welches Modell man vielleicht bewundert hat und wie man es abzuändern gedenkt.
Welche Wolle verstrickt wird. Wie sich die Wolle verstrickt. Warum sie noch einmal (oder nicht mehr) gekauft werden wird in Zukunft. Woher die Wolle war.
(Ein guter Tipp hierzu ist übrigens aktuell in diesem tollen Projekt zu lesen).

All das natürlich nicht bierernst und rein faktenlastig, sondern vielmehr mit einer deutlichen Liebe zum Hobby. Ich lese Blogs hauptsächlich um zu sehen, dass es eben noch andere Leute wie mich gibt, die sich tatsächlich ständig mit dem Stricken zu beschäftigen scheinen.

Dabei lese ich natürlich auch gerne von Missgeschicken. Von Sachen, die total daneben gehen - und zwar aus welchen Gründen auch immer. Das ist furchtbar beruhigend zu sehen, dass es nicht nur ich bin, die immer mal wieder voller Wut die Nadeln aus einem Gestrick reißen muss, um viele Stunden eines Abends in zwei knubbelige, unschöne Knäuel zurückzuverwandeln.

Dabei muss das ja kein Drama sein, sondern kann dennoch witzig sein, mit Lerneffekt sein und überhaupt eben: unterhaltsam sein. Am meisten hab ich noch immer von meinen Auftrenn-Übungen gelernt. (Wolle nie so fest wie einen Golfball wickeln! Immer - ja, wirklich immer - eine Maschenprobe machen!)

Dann ist es nett, wenn zwischendrin immer mal wieder die Persönlichkeit des Strickers/der Strickerin auftaucht. Das kann man z.B. dann sehen, wenn Tina kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um neue Modelle geht. Und für neue Hamburger Vokabeln, wie z.B. 'örks' bin ich immer dankbar!
Das kann man aber auch sehen, wenn von Zeit zu Zeit ein kleines Mädchen namens 'Töchterchen' im Blog von Connie auftaucht oder von einem handwerklich begabten 'Herrn' Wollfrosch die Rede ist. Sehr nett.

Das muss ja nun nicht gleich so persönlich sein wie bei Stephanie Pearl-McPhee, die wirklich viel von ihrer Familie erzählt (trotzdem - supernett), aber das ist halt eben doch das Internet und damit die ganze Welt und man weiß ja nie... Deutsche Blogger/innen sind da ein wenig vorsichtiger - mit Recht, denke ich.

Ich finde es großartig, wenn jemand in seinem Blog Anleitungen und Tipps zur Verfügung stellt, so wie beispielsweise Lucy mit ihrem Häkelblog. Das ist einfach der Wahnsinn! Um dieses Mitmachen und Teilen geht es doch eigentlich - das hab ich mir auch fest vorgenommen für die Zukunft.

Das können auch Tipps für Bücher sein, wie sie gerade Tina (s.o.) zum Thema Ganseys veröffentlich hat. Aber auch gerne allgemeine Tipps - quasi Erlebnisse mit Lerneffekt.

Womit wir wieder beim erstgenannten wären. Ich lese gerne Geschichten und eigentlich weniger gerne Berichte oder Abhandlungen. Es ist ja schließlich ein Hobby!

Aber das ist ja bei den meisten Blogs so. Zum Glück!




Freitag, 6. Juni 2014

Kapitel 93 - in dem es um einen Brunnen geht

Schon vor vielen Jahren bin ich über dieses Buch gestolpert: Julia Cameron, Der Weg des Künstlers.
Etwas philosophisch, auch deutlich religiös angehaucht, aber gleichzeitig unglaublich inspirierend. Ein Kreativitäts-Trainingsbuch im besten Sinne, mit Aufgaben, mit Überlegungen, mit Gedankenanstößen.

Nun bin ich ja auch überhaupt nicht "der Künstler" im strengen Sinne, sondern habe vielmehr einen ganz profanen Brotberuf und stricke halt nebenher. Aber manchmal, da denke ich mir eben doch selbst etwas aus und halte mich daher für ein wenig kreativ ab und an.

Mit dem Kurs im Buch bin ich auch noch gar nicht so weit gekommen, wie ich wollte, aber ich habe doch die meisten der Kapitel sehr ernst genommen und auf diesem Weg eben auch herausgefunden, wie sehr mich das Stricken fasziniert.

Eine der Übungen, die Julia Cameron in ihrem Buch empfiehlt, heißt: Filling the well. Das bedeutet, den inneren Brunnen der Kreativität, aus dem man schöpfen will, ab und zu auch wieder aufzufüllen.

Das kann nun durch vielerlei Dinge geschehen - durch einen Museumsbesuch, eine Bilderausstellung, ein Durchblättern eines tollen (Bilder)Buches, ein Bummeln durch die Stoffabteilung - irgendetwas, was gut ist für Inspiration und Lebensgefühl und überhaupt.

Und da fiel es mir wieder ein. Schon ewig wollte ich im Juni hierhin:



Zur Rosenblüte in den Botanischen Garten. Und da heute ein so außergewöhnlich schöner und warmer Tag war (und ich früher aus der Arbeit rauskam), hab ich einfach die Damen gepackt und bin los.

Es war herrlich. Die Rosen blühen:



Und man kann gleich ausprobieren, ob und wie sie duften. Die Erfahrungen schwankten dabei von "herrlich" bis "wie Seife".


Die Seerosen blühen ebenfalls - in den herrlichsten Farben:





Seerosenblütenblätter sind übrigens viel dicker als ich vermutet hatte. Sie sind richtig stabil und gar nicht so dünn wie ich dachte. Wieder was gelernt!

Es gab eine Menge Tiere zu bewundern. Libellen und Fische:



Einen kleinen Frosch:


Und natürlich die obligatorische Honigbiene (leider schlecht gezoomt):


Darüber hinaus konnte ich in den tollsten Formen schwelgen:







Und wunderschöne Farben sehen:

Gelb:



Rosa:





Lila:






Rot:






Weiß:








Blau:


Orange:
 

Mit ungewöhnlichen Kombinationen:



Als ich nach Hause kam, war ich müde, aber sehr froh.

Und hab mich gleich mal an einem neuen Projekt ausprobiert. In knallrot und leuchtgrün:




Die Erdbeere ist schnell gehäkelt und entsteht sozusagen beim Häkeln irgendwie von selbst - bisschen zunehmen, ausstopfen, dann wieder abnehmen. Aber es gibt auch ganz nette Anleitungen hierfür im Netz, z.B. hier (komplett mit gelben Samenpünktchen). Die Blätter hab ich mir aber selbst ausgedacht und sie werden ohne nähen gleich angehäkelt. Also vielleicht bin ich ja wirklich schon ein bisserl kreativer durch meinen Besuch heute geworden? Wer weiß?
Wer es selbst ausprobieren möchte: Kostenpunkt €4,- und Kinder sind frei. Gut, oder?