Montag, 13. Oktober 2014

Kapitel 103 - von der Ehrlichkeit

Noch immer bin ich fleißig damit beschäftigt, meine Wips zu beenden.

Das Vorbild all der disziplinierten Stricker in den Weiten des Netzes, die nie mehr als höchstens zehn Projekte, am besten sogar nur fünf auf den Nadeln haben, ist mir ein leuchtendes Beispiel und färbt endlich einmal offensichtlich ab.

Ganz gemäß dem Gedanken in Tinas letzter Verena-Kolumne habe ich mir also fest vorgenommen, dann und nur dann ein neues Projekt zu beginnen, wenn ich zwei andere fertig habe. Damit würde sich meine aktuelle Ufozahl von 13 langsam aber sicher verringern. Tatsächlich bin ich ganz beflügelt von dem Gedanken, endlich auch einmal die U10-Marke zu erreichen, die auf Grund meiner - ja, was eigentlich? - Ads-Störung (habe natürlich auch vom letzten Aufreger der Woche gehört) bezüglich toller Projektideen oder meiner Flatterhaftigkeit in der Nähe von Garn noch nie auch nur ansatzweise erzielt worden ist.
Pläne hab ich ja immer genug und ein paar Klicks am Abend führen zu 1000 neuen, aber jetzt soll Disziplin hier das Wort der Stunde sein.

Gesagt, getan also, die Rabensocken sind endlich auch fertig und die Treebeard-Socken sollen folgen.





Wie man sieht bin ich schon bei Socken 2, das kann also nicht mehr lange dauern. Und ich freue mich schon so drauf, endlich wirklich ein Tuch anzuschlagen. Ich habe mich für Drachenfels entschieden und die dazu nötige Wolle ganz gemütlich am Samstag live am Wollmarkt in Vaterstetten ausgewählt. Herrlich war's.

Tja, und dann muss mir doch tatsächlich die Ehrlichkeit dazwischen funken.

Schuld daran ist natürlich die bereits erwähnte Evolution, der Wille zur Änderung meines Strickerlebens. Kaum öffnet man nämlich die besagten Boxen mit der Wolle, um endlich mal wirklich Bestand aufzunehmen, was denn in diesen Tiefen versenkt ist, kommen auch diverse heimliche Strickprojekte zum Vorschein, die man ja auch noch auf den Nadeln hat und die man aus irgendwelchen Gründen nicht bei Ravelry aufgenommen hat. Entweder, weil sie zu lange her sind oder weil man ein Scheitern einprogrammiert hat (also Peinlichkeit?) oder weil man dachte, dass man das sowieso ganz schnell würde beenden können, oder...

Hier kommt dann wieder die Kolumne ins Spiel, in der es als ersten Schritt heißt: Gnadenlose Feststellung des Status Quo - alle Handarbeitskörbe werden ausgeräumt.

Das ist gar nicht so einfach, wie man gemeinhin annehmen könnte, vor allem, wenn da Projekte erscheinen, die gar nicht so leicht mal eben beendet werden können, wie das vor einer Weile bei der Yarn Harlot der Fall gewesen ist.

Aber, ich will es eben diesmal richtig machen, um dann unbelastet neue Projekte beginnen zu können und daher sieht meine noch unfertige Parade folgendermaßen aus:



Das wird ein Paar Loferl, und zwar in dem mir noch unbekannten Flechtmuster bzw. der entrelac-Technik. Loferl sind übrigens die notorischen bayerischen Socken ohne Fuß - auch Wadlstrümpf genannt. Ich hab sie in einem Kurs vor ca. zwei Jahren angeschlagen, dann in die Tüte gepackt und dieses Jahr hat es endlich wieder an der VHS geklappt und ich bin in den gewünschten Strickkurs mit gewünschter Dozentin gekommen, sodass ich sie jetzt hoffentlich beenden kann. Entrelac kapiere ich nämlich nicht auf dem Papier oder per Video. Das muss mir jemand zeigen.

Was ich mit den fertigen Loferln machen werde, weiß ich noch gar nicht, denn mein werter Mitbewohner ist ein Lederhosen-Vermeider erster Güte. Also diesmal eher ein Prozess-Stricken, aber macht ja nix.



Aus dem gleichen Kurs stammt dieses Gebilde, das sollte eine Boshi-Mütze mit Schirm werden. Zu dem Zeitpunkt des Anschlagens war mein Häkeln bei Weitem noch nicht so fortgeschritten wie heute.
Mittlerweile habe ich einige Kilometer weit gehäkelt (die Decken sind ja bald fertig) und mir zur Mütze das dazugehörige Buch gekauft. Außerdem hab ich einem der Mädels geholfen ihre begonnene Häkelmütze zu beenden - dieses Projekt sollte ich also selbst schaffen, und es dürfte auch nicht so lange dauern.


Als ich es vorhin zum Fotografieren aus der Kiste genommen habe, wusste ich gar nicht mehr, was das hier werden sollte. Ein Beweis erster Güte!

Mittlerweile ist es mir aber wieder eingefallen: ich wollte für die Damen zwei Kittyville-Mützen stricken, passend zu den bereits vorhandenen Schals in rosa und orange.
Dieses Projekt geht weit, weit zurück. Ich glaube, die Schals hab ich schon um die Schneeanzüge aus Krippenzeiten geschlungen. Warum hat es so lange gedauert? Ich wollte die Maße der Mütze aus dem Buch umrechnen in eine Kindergröße. Kompliziert, aufwendig, nie Zeit dafür, also für 'später' aufgehoben.
Jetzt haben sich mittlerweile die Vorlieben für Mützen geändert und in meiner Wip-Liste befindet sich schon ein (angefordertes) Winterprojekt. Das heißt also: dieses Projekt wird verschwinden. Auftrennen und adé.



Schließlich noch ein Lace-Projekt. Mein erstes. Auch in besagtem VHS-Kurs begonnen, aber mit eigenen Ideen aus diversen Musterbüchern. Ich hatte vor, einen Zickzack-Schal zu stricken, wie ich sie zu dem Zeitpunkt (wir sprechen immer noch von vor ein paar Jahren) häufig in meinem LYS gesehen hatte. So etwas in der Art. Der muss auch noch fertig werden. Die Wolle gefällt mir noch gut und ich mag auch die Farben.

Damit habe ich jetzt meinen Teil der 'gnadenlosen Feststellung' erfüllt und muss nur noch entscheiden, was ich mit den Projekten machen will. Soll ich sie noch bei Ravelry aufnehmen, auch wenn ich dann in meiner Wip-Liste wieder nach hinten rutsche? Oder soll ich sie parallel und heimlich beenden?

Also, meinen Drachenfels lass ich mir jetzt nicht vermiesen - den schlag ich an, sobald ich die grünen Socken fertig habe. Dann sind hoffentlich bald die beiden Decken fertig und ich kann immer ein heimliches Wip zu einem offiziellen machen. So mach ich's. 

1 Kommentar:

  1. Ich wuensche dir viel Erfolg beim Jagen und Erlegen (ahem, Beenden) der ganzen UFOs.

    Deine Rabensocken sind einfach unglaublich - fuer's mehrfarbige Stricken (und fuer Zoepfe, wie meine UFOs belegen) fehlt mir die Geduld. Da stricke ich lieber Loch/Ajour/Lochmuster.

    LG
    Connie

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